Adblock Plus verkauft jetzt Werbung – aber die Webseiten gehen leer aus
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16.09.2016, 09:42 Uhr (2951x gelesen)
Werbung sehen will im Internet keiner, das kleine Plugin Adblock Plus gehört daher zu den beliebtesten Downloads etwa für den Firefox-Browser. Damit lässt sich aber kein Geld verdienen, daher verkauft die Firma seit 2011 die Werbeplätze auch an Kunden wie Amazon und Google: Die sollen allein 2014 viele Millionen gezahlt haben, damit die eigene Werbung nicht mehr automatisch blockiert wird.
Die Webseiten, die die Inhalte zur Verfügung stellen, bekommen aber nichts davon: Julia Bähr von der FAZ bringt es treffend auf den Punkt: „Eyeo nimmt also eine fremdfinanzierte Litfasssäule und kleistert sie mit anderer Werbung zu“. Die Nutzer des Plugins bekommen also trotzdem Werbung zu sehen (wenn sie sie nicht manuell blockieren), die Webseiten bekommen nichts ab und Eyeo, eine kleine Firma aus Köln (die eine deutschsprachige Webseite gar nicht für nötig hält) freut sich.
Jetzt können neuerdings auch andere Firmen Werbung bei Eyeo buchen und die Webseiten-Betreiber können zumindest auf einen Teil der Einnahmen hoffen: Dafür darf Eyeo dann kräftig bei der Art, Gestaltung und Platzierung der Anzeigen mitreden. „Adblock Plus besetzt nicht nur fremde Häuser und verlangt Miete von den Bewohnern, sondern es sucht die Mieter jetzt auch noch selbst aus und quartiert die anderen aus. Wenn die Eigentümer sich einverstanden erklären, bekommen sie immerhin einen Teil der Miete ab“, so Julia Bähr in der FAZ. Oliver von Wersch, stellvertretender Vorsitzender des Onlinevermarkter-Kreises vergleicht Eyeo auf Heise mit „einem Türsteher, der sich vor einer Diskothek platziert, die ihm gar nicht gehört und das Publikum vom Betreten abhält, wenn er nicht bezahlt wird“.
Nicht alle sind aber mit Eyeos neuer Werbe-Offensive einverstanden: Die beiden großen Werbenetzwerke Google und AppNexus boykottieren Eyeo mittlerweile und wollen nicht mitmachen, berichtet heise online. Das die Adblock Plus Entwickler anhand der Bezahlung entscheiden, welche Werbung in Zukunft nicht mehr blockiert wird, verleiht dem Plugin einen unangenehmen Beigeschmack – auch wenn man auf der Adblock Plus Seite darauf hinweist, dass auch die zahlenden Kunden „den gleichen strengen Kriterien Folge leisten“ müssen. Schlecht zu verdienen scheint Eyeo nicht: Große Werbenetzwerke, die durch das Zulassen der Werbung über 10 Millionen Werbeanzeigen im Monat mehr ausliefert können, zahlen 30% der Werbeeinnahmen an die Adblock Plus Entwickler – damit die Werbung nicht blockiert wird.
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