Ja, das war schon ein klasse Urlaub dieses Jahr ! Gut, ich geb ja durch aus zu, die Vorbereitungen waren diese Jahr nicht ganz so gut, aber das ist ja eigentlich jedes Jahr gleich. "Muddär ! Dieses Jahr, wirst du aber keinen Bananen und Eier mehr mitnehmen ! Die stinken echt jedes Jahr gleich und essen wird sie ja sowieso keiner!" "Jaja, mein Sohn! Du hast ja recht, wie jedes Jahr!"
Das ist so ein Gesprächthema. Was heißt eins. Das ist das einzige. Ab und an lässt sich die Mutter dann auch blicken und man kann wieder mit ihr über Bananen und Eier reden. Wenn ein anderes Thema Zutage gelegt wird, dann heißt es gleich, man solle ruhig sein. "Packen ist schließlich nicht einfach"
Was heißt hier einfach. Es muss höllenschwer sein, für jeden (außer unsere Mutter) eine Tasche zu packen und sie dann ins Auto zu legen. Nein, Mütter müssen gleich drei Koffer mitnehmen und zusätzlich noch sämtliche Bananen und Eier, die in Toom, Penny, Aldi, Lidl und Edeka gerade vorrätig waren. Höllenschwer. Und drei Tage vor der Abfahrt darf man sich nicht näher als 10 Meter an den Bus heran wagen. Man könnte ja "die Koffer durcheinander bringen und damit drei Tage Arbeit zunichte machen".
Ich frage mich nur, wie da noch zwei Hunde auf dem Boden Platz haben sollen, wenn der Boden vor lauter Koffern, Bananen, Einern und Rücksäcken (die Koffer und Rücksäcke natürlich alle von der Mutter) gar nicht mehr zu sehen ist. "Hunde sitzen eben". Sonst wird nichts gesagt und darf auch nichts anderes gesagt werden.
Natürlich vor der Abfahrt noch rasch die Tickets überprüfen und zur Überraschung aller Mütter feststellen : "Die sind ja ungültig"
Ist das denn ein Wunder wenn man diesen Jahr, anstatt direkt von Deutschland nach Finnland zu fahren, diesmal einen Tag länger im Auto sitzen will und noch rasch bei den Schweden vorbeigucken will ? Das Schiff ist natürlich dabei wieder einmal ein Schiff, das so billig ist ("Wir sparen 1000 Euro"), dass nur Schweden darin arbeiten. "Scheußlich ist das". Und solche Schweden eben schicken uns ein Ticket, das für den Tag ausgestellt ist, an dem es verschickt wurde. Sagen wir einfach mal fünf Wochen zu früh. Muss echt höllenschwer sein, ein Ticket zu drucken für den Termin, an dem man gebucht hat. Höllenschwer.
Aber davon lässt man sich ja nicht stören. Eine Mutter schon vielleicht schon („Die Schweden ! Scheußlich ist das !“), aber sonst ja keiner.. Wir fahren wie jedes Jahr los und schließen Wetten ab, wann die Bananen und Eier anfangen einen verwesungsähnlichen Geruch, auch unter dem Namen Fäule bekannt, von sich zu geben. „Das ist ganz natürlich ! 30° stecken die schließlich nicht einfach so weg !“. Man hätte sich dann natürlich auch fragen können, warum die überhaupt eingepackt wurden. „Ich werde sie ja bei der nächsten Gelegenheit wegwerfen!“
Das wird wohl dann sein, wenn wir das Auto wieder auspacken werden.
Gut, weil man aus jahrelanger Erfahrung schon weiß, dass zwischen der Abfahrt und der anfangenden Verwesung der organischen Stoffe im Auto schon mal ein paar Stunden liegen, haut man sich auf Ohr.
Kaum ist man eingeschlafen, spürt man schon so ein unangenehmes Kribbeln im Bein, das irgendwie nicht natürlich ist. Wenn man dann die Augen aufmacht, merkt man recht schnell, dass es eben doch natürlich ist. Sehr natürlich sogar.
Wenn ein „Hund eben auf dem ‚Boden’ sitzt“, und dort keinen Platz findet, wo hin soll der denn dann ausweichen ? Natürlich ! Auf den Schoß eines Ahnungslosen ! Aber was solls. Der Hund hat ja auf dem Boden eh keinen Platz.
Man schläft also wieder ein.
Hätte man dabei natürlich geahnt, dass das ein paar Nebenwirkungen fürs Bein hat, hätte man natürlich ganz anders reagiert. Während man geschlafen hat, hätte man beobachten können, wie das Bein nach zehn Minuten langsam bläulich anläuft. Vierzig Kilo können die Blutbahnen schon ein wenig zusammendrücken.
Nach etwa einer Stunden hätte man ein leichtes Kribbeln gespürt, was irgendwie darauf hinweist, dass das Bein langsam aus dem Leben scheidet. Natürlich wird man dann auch gleich von dem Gegenteil überzeugt, nämlich dass das Bein sehr wohl noch lebt. Zumindest die Nervenbahnen.
Dann nämlich, wenn dem Hund einfällt, er rutscht langsam vom Schoß des Unschuldigen runter und will auf keinen Fall die dreißig Zentimeter runterfallen. Ich hätte wirklich nicht gedacht, was für Krallen Hunde haben können.
Gut, sobald man einen Zwischenstopp macht, sieht man dann aus wie ein Penner und die erste halbe Stunde ist man halb querschnittsgelähmt. Aber den Hund stört das nicht. Der geht seinen Geschäften nach (und denen anderer Hunde) und hüpft dann wieder frohen Mutes ins Auto.
Hitze macht müde. Also schläft man wieder ein und merkt dabei gar nicht, dass der Hund wieder auf seinen Beinen Platz genommen hat. Man merkt es erst, als man plötzlich am Hafen ankommt, der Hund um sich kratzt und den Zollbeamten anbellt (Merkwürdig nur, dass der Hund sich immer nur auf der einen Beinhälfte festkrallt.)
„Sind die Hunde auch geimpft ?“ „Natürlich“ „Könnte ich mal die Impfbescheinigung sehen ?“ Dann reicht die Mutter, die etwa zwei Wochen zu spät geimpft hat, die Impfpapiere aus dem Fenster und guckt dabei wie mein Hund
„Die sind ungültig ! Zwei Wochen zu spät !“ „Ja, aber….“
Irgendwie kommt man dann doch durch den Zoll und an der Ticketkontrolle vorbei und sitzt dann im Schiff drinnen.
Ja, dann hat man es auch irgendwie geschafft, an den Zielort zu kommen. Herrlich, Sonne, Hitze, Hund, Bananen, Eier. Ein Traum !
Man hatte uns ja vorgewarnt. Wir sollten „nicht zu viel von diesem Urlaub erwarten“ Er würde „die ganze Zeit regnen und stürmen“. Die ersten zwei Tage haben wie davon nichts bemerkt. Sonnenbrand ohne Ende. Höllische Schmerzen.
Und dann Regen. Regen ohne Ende. Höllische Langeweile. Drei Wochen regen. Sturm.
Und dann ging es wieder zurück. Packen. Bananen, Eier und (als ob die rein zufällig erschienen wären) die Koffer mussten auch noch ins Auto. „Hunde sitzen ja!“ Auf meinem Schoß.