Der Staubsaugervertreter
Es ist in der Früh um halb neun, ich sitze gerade beim Frühstück, da klingelt es an der Haustür. Widerwillig gehe ich öffnen - mein Frühstück ist mir heilig und wenn ich dabei gestört werde, bin ich eh schon leicht sauer.
Ich öffne widerwillig die Haustüre. Draußen steht ein junger Mann.
"Guten Tag, Huber ist mein Name. Ich komme von der Firma Vorstaub und wollte Sie fragen, ob Sie einen Staubsauger haben?"
"Natürlich hab ich einen Stausauger", sage ich, "oder glauben Sie, ich fress´ den Staub selber? Ein Staubsauger gehört doch heutzutage zum Wohlstand."
"Ja, da haben Sie recht", sagt der junge Mann, "aber Sie haben sicherlich doch Milben?"
"Klar habe ich Milben - jede Menge", entgegne ich. "Bei der letzten Zählung waren es noch 2.387.598 Stück. Aber es kann sein, daß Sie schon wieder Nachwuchs bekommen haben. Ich müßte bei Gelegenheit wieder mal nachzählen."
"Das ist in jedem Haushalt so", stöhnt der junge Mann, "da brauchen Sie sich nichts denken. Überall sind die, in den Betten, im Teppichboden, in den Kopfkissen, im Kleiderschrank ..."
"Meine Milben halten sich mehr in der Matratze auf", entgegne ich. "Da ist es wärmer."
"Aha", meint der Vertreter, "in der Matratze!" Ich bemerke seinen überraschten Gesichtsausdruck.
"Es sind reinrassige deutsche Matratzenmilben", sage ich.
"Sehen Sie, und gerade da habe ich was für Sie. Unsere Ingenieure haben hier ein Gerät entwickelt, und zwar einen Milbenstopper. Dieses geniale Gerät wird in den Staubsauger integriert und Sie haben dann den Vorteil, daß Sie die Milben mit dem Staubsauger zwar vorne einsaugen können, aber die Milben werden dann vom Abluftrohr hinten nicht mehr herausgewirbelt. Die Milben bleiben somit im Staubsauger. Es ist übrigens gerade im Angebot und kostet nur 388 Euro."
Dabei zeigt er mir ganz begeistert ein kleines, rundes, blaues, undefinierbares Etwas.
Jetzt wird mir der Kerl langsam lästig. Ich sage: "Ich will meine Milben aber gar nicht wegsaugen, und herumwirbeln schon gleich gar nicht. Und was sollen die armen Tierchen denn im Staubsauger?
"Nun", meint der junge Mann, "Sie wissen bestimmt, daß Milben Kot hinterlassen, und darauf reagieren die meisten Menschen allergisch!"
Jetzt werde ich langsam ärgerlich. Ich beherrsche mich mühsam.
"Ich bin aber nicht allergisch!" entgegne ich trotzig.
"Dann werden Sie es aber nach einiger Zeit, weil die meisten Menschen früher oder später gegen Milbenkot allergisch werden!" meint er daraufhin im Brustton der Überzeugung.
"Wie kommen Sie überhaupt dazu, zu sagen, meine Milben hinterlassen Kot? Ich lasse meine Milben nicht von Ihnen beleidigen! Meine Milben sind absolut stubenrein. Wenn die mal müssen, dann gehen die raus aus der Matratze und auf die Toilette. Ich hab nämlich dafür eigens ein Milbenklo installiert!" Der Mann starrt mich ungläubig an.
"Sie haben was installiert?" Ich sehe Verwunderung in seinen Augen.
"Ein Milbenklo."
"Also ich bitte Sie, Sie nehmen mich auf den Arm. Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen? Ich hole jetzt meinen Vorführstaubsauger aus dem Auto und dann gehen wir in Ihr Schlafzimmer."
"Wir beide?" frage ich. "Und wenn meine Frau kommt?"
"Wir saugen doch nur", meint der Staubsaugermensch.
"Und Sie sind sicher, daß uns meine Frau die platonische Staubsaugerei so ohne weiteres abnimmt? Ich sag´s Ihnen gleich, die ist wahnsinnig eifersüchtig!" sage ich.
"Nein, nein, ich tu Ihnen ja nichts, ich will nur Ihre Milben beseitigen - bißchen saugen." meint er darauf hin und nickt eifrig.
Nun geht mir aber wirklich der Gaul durch. "W a s!?", schreie ich, Sie wollen m e i n e Milben beseitigen? Meine geliebten Milben?! Meinen Hubert, meinen Hansi, meine Martha? Nie werde ich es zulassen, daß Sie meinem Rudi, meiner Rosa und der Gundelinde etwas zu leide tun! Meine Milben gehören zu mir wie meine Darmbakterien, ich liebe jede einzelne! Beim Tierschutzverein werde ich das melden, Sie roher Mensch, Sie!
Der Mann schaut mich entsetzt an. "Ich wollte, äh ich wollte doch nur .."
"Meine Milben wollen Sie umbringen, Sie Mörder! Sie Milbenkiller!" schreie ich lauthals. "Sie gehören eingesperrt, Sie sind gemeingefährlich, Sie sind der nackte Horror für jede Milbe!"
"Aber Milben sind doch Schädlinge!" platzt es aus ihm heraus.
"Sie!" schreie ich, "meine Milben haben noch nie jemand geschädigt, und mich schon gleich gar nicht! Liebe Tierchen sind das, sehen noch dazu putzig aus mit ihren acht behaarten Beinchen und ihren stechenden, beißenden, sägenden oder saugenden Mundwerkzeugen - Sie wissen gar nicht,
was das für wundervolle Geschöpfe sind. Mann, Sie haben keine Ahnung!"
Der Staubsaugermensch wird blaß und schluckt heftig.
Ich weiter: "Kommen Sie ruhig herein. Ich stell Ihnen meinen Hubert vor. In meinem Schlafzimmer steht ein Mikroskop. Da können Sie ihn in aller Ruhe beobachten." Ich schaue beiläufig auf meine Armbanduhr. "In fünf Minuten ist übrigens Fütterung, da können Sie ihm bei Fressen zusehen."
Der Mann ist zwischenzeitlich ganz gelb. Ich merke, daß ihm kotzübel geworden ist.
Er dreht sich um und ergreift panikartig die Flucht.
"Meine Rosa ist übrigens gerade schwanger" wollte ich ihm noch nachrufen,
aber er hat es vermutlich
nicht mehr gehört ...
Es ist in der Früh um halb neun, ich sitze gerade beim Frühstück, da klingelt es an der Haustür. Widerwillig gehe ich öffnen - mein Frühstück ist mir heilig und wenn ich dabei gestört werde, bin ich eh schon leicht sauer.
Ich öffne widerwillig die Haustüre. Draußen steht ein junger Mann.
"Guten Tag, Huber ist mein Name. Ich komme von der Firma Vorstaub und wollte Sie fragen, ob Sie einen Staubsauger haben?"
"Natürlich hab ich einen Stausauger", sage ich, "oder glauben Sie, ich fress´ den Staub selber? Ein Staubsauger gehört doch heutzutage zum Wohlstand."
"Ja, da haben Sie recht", sagt der junge Mann, "aber Sie haben sicherlich doch Milben?"
"Klar habe ich Milben - jede Menge", entgegne ich. "Bei der letzten Zählung waren es noch 2.387.598 Stück. Aber es kann sein, daß Sie schon wieder Nachwuchs bekommen haben. Ich müßte bei Gelegenheit wieder mal nachzählen."
"Das ist in jedem Haushalt so", stöhnt der junge Mann, "da brauchen Sie sich nichts denken. Überall sind die, in den Betten, im Teppichboden, in den Kopfkissen, im Kleiderschrank ..."
"Meine Milben halten sich mehr in der Matratze auf", entgegne ich. "Da ist es wärmer."
"Aha", meint der Vertreter, "in der Matratze!" Ich bemerke seinen überraschten Gesichtsausdruck.
"Es sind reinrassige deutsche Matratzenmilben", sage ich.
"Sehen Sie, und gerade da habe ich was für Sie. Unsere Ingenieure haben hier ein Gerät entwickelt, und zwar einen Milbenstopper. Dieses geniale Gerät wird in den Staubsauger integriert und Sie haben dann den Vorteil, daß Sie die Milben mit dem Staubsauger zwar vorne einsaugen können, aber die Milben werden dann vom Abluftrohr hinten nicht mehr herausgewirbelt. Die Milben bleiben somit im Staubsauger. Es ist übrigens gerade im Angebot und kostet nur 388 Euro."
Dabei zeigt er mir ganz begeistert ein kleines, rundes, blaues, undefinierbares Etwas.
Jetzt wird mir der Kerl langsam lästig. Ich sage: "Ich will meine Milben aber gar nicht wegsaugen, und herumwirbeln schon gleich gar nicht. Und was sollen die armen Tierchen denn im Staubsauger?
"Nun", meint der junge Mann, "Sie wissen bestimmt, daß Milben Kot hinterlassen, und darauf reagieren die meisten Menschen allergisch!"
Jetzt werde ich langsam ärgerlich. Ich beherrsche mich mühsam.
"Ich bin aber nicht allergisch!" entgegne ich trotzig.
"Dann werden Sie es aber nach einiger Zeit, weil die meisten Menschen früher oder später gegen Milbenkot allergisch werden!" meint er daraufhin im Brustton der Überzeugung.
"Wie kommen Sie überhaupt dazu, zu sagen, meine Milben hinterlassen Kot? Ich lasse meine Milben nicht von Ihnen beleidigen! Meine Milben sind absolut stubenrein. Wenn die mal müssen, dann gehen die raus aus der Matratze und auf die Toilette. Ich hab nämlich dafür eigens ein Milbenklo installiert!" Der Mann starrt mich ungläubig an.
"Sie haben was installiert?" Ich sehe Verwunderung in seinen Augen.
"Ein Milbenklo."
"Also ich bitte Sie, Sie nehmen mich auf den Arm. Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen? Ich hole jetzt meinen Vorführstaubsauger aus dem Auto und dann gehen wir in Ihr Schlafzimmer."
"Wir beide?" frage ich. "Und wenn meine Frau kommt?"
"Wir saugen doch nur", meint der Staubsaugermensch.
"Und Sie sind sicher, daß uns meine Frau die platonische Staubsaugerei so ohne weiteres abnimmt? Ich sag´s Ihnen gleich, die ist wahnsinnig eifersüchtig!" sage ich.
"Nein, nein, ich tu Ihnen ja nichts, ich will nur Ihre Milben beseitigen - bißchen saugen." meint er darauf hin und nickt eifrig.
Nun geht mir aber wirklich der Gaul durch. "W a s!?", schreie ich, Sie wollen m e i n e Milben beseitigen? Meine geliebten Milben?! Meinen Hubert, meinen Hansi, meine Martha? Nie werde ich es zulassen, daß Sie meinem Rudi, meiner Rosa und der Gundelinde etwas zu leide tun! Meine Milben gehören zu mir wie meine Darmbakterien, ich liebe jede einzelne! Beim Tierschutzverein werde ich das melden, Sie roher Mensch, Sie!
Der Mann schaut mich entsetzt an. "Ich wollte, äh ich wollte doch nur .."
"Meine Milben wollen Sie umbringen, Sie Mörder! Sie Milbenkiller!" schreie ich lauthals. "Sie gehören eingesperrt, Sie sind gemeingefährlich, Sie sind der nackte Horror für jede Milbe!"
"Aber Milben sind doch Schädlinge!" platzt es aus ihm heraus.
"Sie!" schreie ich, "meine Milben haben noch nie jemand geschädigt, und mich schon gleich gar nicht! Liebe Tierchen sind das, sehen noch dazu putzig aus mit ihren acht behaarten Beinchen und ihren stechenden, beißenden, sägenden oder saugenden Mundwerkzeugen - Sie wissen gar nicht,
was das für wundervolle Geschöpfe sind. Mann, Sie haben keine Ahnung!"
Der Staubsaugermensch wird blaß und schluckt heftig.
Ich weiter: "Kommen Sie ruhig herein. Ich stell Ihnen meinen Hubert vor. In meinem Schlafzimmer steht ein Mikroskop. Da können Sie ihn in aller Ruhe beobachten." Ich schaue beiläufig auf meine Armbanduhr. "In fünf Minuten ist übrigens Fütterung, da können Sie ihm bei Fressen zusehen."
Der Mann ist zwischenzeitlich ganz gelb. Ich merke, daß ihm kotzübel geworden ist.
Er dreht sich um und ergreift panikartig die Flucht.
"Meine Rosa ist übrigens gerade schwanger" wollte ich ihm noch nachrufen,
aber er hat es vermutlich
nicht mehr gehört ...