Eigentlich ist das kein Witz. Eine Geschichte aus dem wirklichen Leben.
Es war einmal, man schrieb das Jahr 1975, die Computer hießen Hosts, waren groß wie ein tiefer Kleiderschrank und hatten maximal 256KB Speicher, als ein Siemens-Techniker zu mir kam. Er trug einen Packen Papier mit sich herum, schwer wie die Hamburger Telefonbücher. Es handelte sich um einen SLMP. 1)
Scheinheilig sagte er zu mir, es wäre ein Fehler in meinem Programm aufgetreten.
Ein Blick in den Dump zeigte mir, dass mein Programm an der Stelle völlig unmotiviert und ohne falsche Daten zu haben einen P2-Fehler 2) erzeugte. Was es überhaupt nicht konnte.
Ungläubiges Zweifeln kennzeichnete seinen Gesichtsausdruck, als ich ihm sagte, welches von den 2621440 Bits 3) in dem Computer wackelig war. Nämlich das Bit, das anzeigte, ob der Computer jetzt in P1 oder P2 lief.
Ich mochte es ja selbst kaum glauben, dass ich ihm ein Bit von 2621440 Bits als Verursacher genau nennen konnte.
Tage später kam er wieder und teilte mir mit, dass ich Recht gehabt hatte.
1) SLMP = Self loading memory print = Speicherdump vom kompletten Hauptspeicher.
2) P2-Fehler: Nicht das Benutzerprogramm sondern das Betriebssystem ist aktiv und "stürzt ab"
Funktionszustände:
P1 = Benutzerprogramm ist aktiv
P2 = Betriebssystem ist aktiv
P3 = Ein/Ausgabe-Unterbrechungsbehandlung läuft
P4 = Hardwarefehlerbehandlung läuft
3) Bits waren damals noch kleine Eisenringe, die auf Baugruppen waren, die gepatcht wurden, um Hardware-Fehlerbehebungen zu machen.
Ein Hardware-Patch war einfach nur ein Draht, der von einem Pin zu einem anderen gezogen wurde. Er wurde nicht angelötet sondern nur um die beiden Pins stramm gewickelt.
Je 8 Bytes bestanden aus 80 Bits. 64 Daten- und 16 Paritybits. Das muss man sich wie eine 8x8 Matrix vorstellen mit einer Reihe Paritybits oben und einer Reihe rechts.
cottonwood (10.878) 164x Beste Antwort 272x "Danke"
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