Ja: Praktikas sind in den seltensten Fällen 'supertoll'.
Leider habe ich viel zuwenige gemacht.(Nachteil vom Gymnasium).
Eine Woche meiner damaligen Schulferien habe ich mal in einem Zahnarzt-Labor verbracht, das war ein richtig gutes Praktikum.
Draht biegen, Zahn vergrößert modellieren, mit Wachs was in Originalgröße in einem Gebiß 'angleichen' - und natürlich die Kaffeetassen spülen, den Kaffee für die gesamte Mannschaft 'zubereiten' etc.
Später habe ich dann während meiner schulischen Berufsausbildung ein weiteres 'freiwilliges' Praktikum (die damals noch dreiwöchigen Osterferien) in einem Betrieb meiner Berufssparte absolviert.
Erste Woche habe ich Vogelmist/ Ruß/Rost entfernt,
neben mir eine Studentin für damals 4,50 DM die Stunde.
Ein paar Tage später habe ich deren Arbeit (gratis ) übernommen, denn sie war weg.
In diesem Praktikum habe ich folgendes in Erinnerung (außer der guten Beurteilung zur Verbesserung der Berufchancen zwei Jahre später auf schon Ende 1980er überfüllten Arbeitsmarkt) :
dass es nie dasselbe ist, wenn zwei das Gleiche tun, das Durchhalten (@schalker) und Einsatzfreude im Handwerk wichtiger ist wie die 'Supergenialität' des Beherrschens einiger Arbeitstechniken, das Trinkgeld immer geteilt wird unter Kollegen.
Schock war es trotzdem, die Realität zu erleben, hat mir damals ein ähnliches Gefühl vermittelt wie HUSd.
Aber: Trotz meines Unmutes und Zweifelns an der Berufswahl habe ich meine Ausbildung weitergemacht, bestanden, Gesellen- und Meisterjahre später draus gemacht u.s.w. -
Heute arbeite ich in einem kleineren Betrieb, auch nicht immer 'glücklich', aber im Großen und Ganzen zufrieden in genau diesem Beruf ! ( ' Beton, es kommt drauf an, was man draus macht' )
Und zeige unseren Praktikanten, wie sie die Vogelexkremente/Mörtel/Kitt/Ruß mit z.T. lauwarmen Wasser abwaschen und all die anderen Sachen, die dazu gehören, dass eine Restaurierung von Bauteilen gut gelingt zur Zufriedenheit der Auftraggeber.
Und: Es gibt ja auch die Neuanfertigungen, wo man im Material schwelgen kann.
Am Ende des halbjährlichen Praktikums dürfen die Praktikanten dann auch selbstständig eine kleine Arbeit machen, die sie nach Hause mitnehmen dürfen. In den gängigen Basis-Techniken.
Geschickte Kandidaten machen nach ein paar Wochen selbst einfache Gesellenarbeiten und werden anschließend (ein Jahr später) übernommen !
Da dies aber eine sehr zeitintensive Tätigkeit ist (ich meine nicht nur das Handwerk, sondern auch die Begleitung von Praktikanten/Azubis), lässt man in der ersten Woche mit Absicht potentielle Kandidaten die Drecksarbeit machen.
Manchmal aus Zeitnot, weil man ganz schnell was fertigstellen muss, ohne Möglichkeit des Aufschubs.
Gerne auch, um die Saat von der Spreu zu trennen.
Wenn ein Praktikant bereits am zweiten Tag erst um 9 uhr morgens in die Werkstatt kommt, oder dann vom Werkstattleiter angerufen wird : "Hör mal Paul, wo bist du - kommst du heute noch ? " -
da wird die gelbe Karte gezeigt, und so jemand ist dann ganz schnell auf der Abschußliste.
@HUSd:
Den Beruf zeig mir mal, wo keine negativen Seiten dran 'kleben'.
Wenn's ein Traumberuf sein soll , o.k. => "Dream on"...