ich gestehe: Ich bin über 20 Jahre treuer Microsoft-Kunde und habe mir seit DOS jedes Betriebssystem aus Redmond brav gekauft, Anwendungssoftware gleich noch obendrein. Und zwar den Microsoft Flight Simulator -- eine frühe Version in krakeliger CGA-Grafik zählte zum Fundus meines ersten PCs, und seitdem bin ich begeisterter Computerpilot.
Für den geliebten "Flusi" habe ich stets zähneknirschend alles gefressen, was mir Microsoft an Unannehmlichkeiten in Sachen instabiler Systeme, unausgesetzter Sicherheitsupdates, nerviger Aktivierungsanfragen und unverschämter Lizenzbedingungen zumutete. Jetzt aber reicht's: Ich spiele buchstäblich nicht mehr mit -- Flusi hin, Flusi her. Der Grund ist Windows Vista, oder genauer gesagt: dessen Lizenzbestimmungen (EULA -- End User Licence Agreement, [1]).
Schon bisher fand ich es recht eigenartig, ein Betriebssystem jedesmal "reaktivieren" zu müssen, wenn ich ein Stück Hardware am Rechner wechsle. Oder "Validierungen" über mich ergehen zu lassen, wenn ich versuche, die Sicherheitslöcher -- sprich: Mängel -- des Betriebssystems zu beseitigen, das ich für teuer Geld erworben habe. Das ist kaum noch zu toppen, dachte ich bisher -- aber da habe ich Microsoft unterschätzt.
Bei Vista soll der Benutzer nicht mehr nur auf Updates verzichten, falls die "Validierung" fehlschlägt. Microsoft behält sich vielmehr vor, das Betriebssystem bis hin zu Unbenutzbarkeit zu deaktivieren, wenn der Prozess scheitert (EULA, Punkt 5). Daneben soll sich Vista generell regelmäßig mit Microsoft verbinden, ohne im Einzelfall den Benutzer auch nur davon zu unterrichten, und Informationen über den PC und die installierte Software übermitteln. (EULA, Punkt 7)
Mit der Benutzung von Windows Vista stimmt man zu, dass Microsoft via "Windows Defender" ohne jede Nachfrage "potenziell unerwünschte Software" vom Rechner entfernt, auch wenn dadurch andere Software auf dem Computer nicht mehr funktioniert oder deren Lizenzbestimmungen verletzt werden. Das kann durchaus auch Software betreffen, die vom Benutzer gar nicht unerwünscht ist, räumt Microsoft unumwunden ein (EULA, Punkt 6).
Die Vista-Lizenz gilt nur auf einem der Lizenz zugeordneten "Device". Die ursprüngliche Lizenz sah vor, dass lediglich eine einzige Übertragung auf ein anderes Device erlaubt sein sollte. Bereits der Wechsel einer Hardwarekomponente wie Grafikkarte oder Festplatte gilt aber als solche Übertragung. Macht nichts, erklärte Microsoft-Sprecher Mike Burk: Nach dem Tausch der zweiten Komponente könne man sich ja eine neue Vista-Lizenz kaufen [2]. Zumindest diese Ungeheuerlichkeit hat Microsoft am 3. November auf massive Proteste hin zurückgezogen (EULA, Punkt 15). Erhalten blieb aber die Bestimmung, dass man nur die über 300 Euro teuere Ultimate-Edition von Vista in einer virtuellen Maschine betreiben darf.
Prima: Installiere ich Vista, dann durchstöbert Microsoft regelmäßig meine Festplatte und löscht, was ihm dort mißfällt, respektive funkt Interessantes nach Redmond. Lasse ich die regelmäßige Überwachung nicht zu, knipst mir Microsoft das Betriebssystem mangels "Validierung" aus. Virtualisierung: Fehlanzeige -- und das für rund 190 respektive 80 Euro (Update von XP Home).
Danke, ich will kein Vista -- noch nicht mal geschenkt. Was mich auf der einen Seite als (gewesener) Microsoft-Kunde ärgert, das freut mich andererseits als Linuxer: Je mehr Redmond seine Kundschaft einengt, drangsaliert und mit unsinnigen Beschränkungen triezt, desto größer fällt das Interesse an einem Wechsel auf ein freies Betriebssystem aus.
Kennen Sie Windows-Anwender, die schon länger mit einem Umstieg auf Linux liebäugeln? Jetzt haben Sie die besten Argumente, Wankelmütige zum endgültigen Umstieg zu überzeugen. Schließlich lässt sich auf einem aktuellen Linux-Desktop alles anstellen, was unter Windows geht -- sogar fliegen ...
windowser Gast |