mir erschien das sehr interessant. Nicht nur, weil es sich mit meiner eigenen Meinung deckt.
Jürgen
Ist Windows Vista das Ende von Microsoft?
In bester unternehmerischer Absicht, mit Vista den Zukunftsmarkt der HD-Medien zu monopolisieren, riskiert Microsoft die eigene Zukunft. Das erklärt der Security-Experte Peter Gutmann von der Universität von Auckland, Neuseeland. Und ausserdem, so begründet der anerkannte Kryptoforscher in einem langen Fachartikel, werden PCs dadurch teurer, unsicherer und setzen Menschenleben auf's Spiel.
Ich bin ja grundsätzlich dafür, Risiken einzugehen, wenn ein angemessener Erfolg winkt. Microsoft ist bekannt dafür, Risiken einzugehen: manchmal funktioniert der Plan (bewusste Wettbewerbsverstösse kosten relativ geringe Strafen), manchmal setzt der Redmonder Riese aber auch mal halbe oder ganze Milliarden in den Sand, für Mobilfunkbetriebssysteme, Werbung in Computerspielen oder Möchtegern-iPods.
Vista bringt für Unternehmen zunächst einmal garnichts. Sie werden es trotzdem kaufen, einfach weil Microsoft besser die Sprache der Anzüge und Krawatten spricht als die Konkurrenz. Für den Verbraucher öffnet sich eine bunte Multimediawelt, fast wie bei Apple. Und hier hat Peter Gutmann einen langen Blick unter die Motorhaube getan. Seine Zusammenfassung: die technische Spezifikation für Vista zum Schutz von Inhalten könnte die längste Selbstmord-Begründung der Geschichte darstellen.
Bei Vista geht es hauptsächlich um den "Schutz geistigen Eigentums". Die Sicherheitslücken sind nämlich (fast) dieselben wie schon bei Windows XP. Vista hat umfangreichste Sicherungen eingebaut, um hochaufgelöste Filme (und alles, was auf solchen Scheiben noch vorhanden ist) vor dem Besitzer des PCs zu schützen. Tatsächlich beschützt Vista die (angeblichen) Kronjuwelen Hollywoods besser als die Bankdaten des Computernutzers. Das bedeutet zum einen, dass erhebliche Sicherheitslücken geschaffen werden, weil das HD-Medium mehr Rechte am Betriebssystem hat als der Benutzer als Administrator. Ein "hochaufgelöster" Trojaner kann also konstruktionsbedingt nicht abgewehrt werden.
Das in der Vergangenheit gut entwickelte System der Hardwaretreiber wird abgelöst durch eine Autorisierung einzelner Hardware-Versionen: wenn eine neue Grafikkarte auf den Markt kommt, muss diese einzeln von... ja, von Hollywood und Microsoft autorisiert werden. Der jeweils neue Treiber wird von ATi, Nvidia, Intel unter Verwendung lizensierter Software entwickelt, was die Grafikkarte wieder teurer macht. Wenn ein älteres Modell einen Treiber* bitte keine illegalen Tipps * bekommt, der HD-Filme auch ohne Kopierschutz abspielt, wird diese Grafikkarte via Downloadpatch abgeschaltet. Kauf dir eine neue, oder ein neues Mainboard, Piratensympathisant.
Sobald Vista die Anwesenheit von HD-Medien entdeckt, werden alle nicht-verschlüsselten Ausgänge in der Qualität reduziert. Liebe Mediziner: bitte in Zukunft nicht mehr beim Arbeiten Musik hören. Diese könnte vom Vertriebskonzern als "HD" gebrandmarkt sein und ich möchte keine carcinophilen Artefakte in meinen Röntgen ern haben.
Warum macht Microsoft das? Warum begibt sich die mächtigste IT-Firma der Welt freiwillig in die Hände der unersättlichen Alptraumfabrik Hollywood? Tut sie gar nicht. Sie kocht ihre eigene Suppe, und die hat Gutmann auf ihre Zutaten (Komponenten) untersucht. Fazit des neuseeländischen Krypto-Chefkochs: es geht auch diesmal um das Monopolisieren eines Marktes. Lange bevor die Kartellbehörden überhaupt ahnen (oder verstehen) was da passiert, stellt Microsoft sicher, dass HD-Medien nur auf Vista laufen werden. Nicht auf Linux, und vielleicht ein bischen auf Macs.
Aber der Plan kann auch schiefgehen. Wenn Verbraucherschutzverbände wegen zunehmender Nachteile für den Konsumenten vor Gericht ziehen und die Behörden hellhörig werden. Dann sitzt Microsoft zwischen zwei Feuern. Das andere lodert aus den mit den Content-Konzernen geschlossenen Verträgen. Das Ende von Microsoft-as-we-know-it? Das wird auf jeden Fall extrem spannend. Fachlich Interessierte sollten sich auf jeden Fall den Originalartikel Gutmanns A Cost Analysis of Windows Vista Content Protection zu Gemüte führen. Alle anderen können ja wieder von mir abschreiben. Aber diesmal mit Quellenlink, bitte. Urheberrecht und so. Danke. ^^. [fe]
(Quelle: http://www.bootsektorblog.de/2006/12/ist_windows_vis.html )
jüki Gast |