10. März 2006
Intel entdeckt Gesundheitssystem als Markt
Von Peter Schink, San Francisco
Chiphersteller Intel hat auf seiner Entwicklerkonferenz in San Francisco auf einer Veranstaltung Ansätze präsentiert, um die Patientenversorgung mit Hilfe von neuen Computertechniken zu verbessern.
Die Kalkulation des IT-Konzerns ist einfach: Weltweit gibt es nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation etwa 860 Millionen chronisch Kranke, eine Milliarde Menschen leidet an Übergewicht und vor allem westliche Gesellschaften werden immer älter. Auf der anderen Seite erhält nur jeder zweite Patient im Krankenhaus die optimale Versorgung - etwa aufgrund falscher Diagnosen oder mangelnder Kommunikation.
Das Gesundheitssystem sei also deutlich verbesserungswürdig und zudem ein rasant wachsender Markt, sagte Doug Busch, Intel-Vize und Chef der hauseigenen Digital Health Group auf dem Intel Developer Forum in San Francisco. "Die Möglichkeiten der IT werden im Gesundheitssystem in vielen Bereich heute noch überhaupt nicht genutzt", so Busch.
Passende Geräte fehlen
Intels Entwickler wollen zum Beispiel helfen, künftig leichter Daten über Patienten zu sammeln, Diagnosen zu stellen und die Krankengeschichte des Patienten mobil verfügbar zu machen. Die Techniken hat die Computer-Industrie längst entwickelt, nur die passenden Geräte zum Beispiel für den Einsatz in Krankenhäusern gab es bislang noch nicht.
Tatsächlich sei es schwierig, so Busch, herauszufinden, wie zum Beispiel mobile Computer den Arbeitsalltag im Krankenhaus erleichtern können, und dabei möglichst einfach zu bedienen sind. "Wir sind immer noch dabei herausfinden, welche Bedürfnisse es überhaupt gibt", sagt Busch. In der Regel reiche es nicht, Ärzte, Schwestern und Patienten zu befragen, sagt er. "Die meisten Menschen können gar nicht genau Auskunft geben, wie ihr Arbeitsalltag organisiert ist." Viele Erkenntnisse habe man deshalb durch Beobachtungen gesammelt.
Leicht, klein und leise
Ein Ergebnis sind nun kleine Tablet-PCs, für die Intel Standards entwickelt hat. Busch zeigte in San Francisco ein Gerät, das wesentlich kleiner, leichter und leiser ist als ein Notebook, trotzdem aber mit vielen Funktionen ausgestattet ist.
Es besitzt eine Kamera, um Bilder vom Patienten aufnehmen zu können, einen Barcode-Scanner für Medikamente, eine Handschrifterkennung für Diagnosen sowie ein WLAN-Modul, um Daten drahtlos übertragen zu können. Auch ein Lesegerät für RFID-Funkchips ist eingebaut. Eine eigene Software stellt alle nötigen Patientendaten sowie Röntgen- und Computertomographie-Bilder zur Verfügung.
Daten von zu Hause übermitteln
Das Gerät soll dabei weitgehend selbsterklärend sein, um Ärzte und Schwestern die Bedienung so leicht wie möglich zu machen. Zugleich lässt sich das Gerät leicht säubern, damit es im Krankenhaus nicht zur Keimschleuder wird.
Die Tablet-PCs fürs Krankenhaus sind nur der Anfang. Bereits getestet wird ein System, mit dem Patienten zu Hause Daten wie Blutdruck und Gewicht an ihren Arzt übermitteln können. Selbst Herztöne lassen sich inzwischen drahtlos übertragen und per Internet übermitteln. Damit soll es künftig vielen Patienten möglich sein, trotz Krankheit zu Hause zu bleiben.
Die Anwendungsmöglichkeiten der IT-Technik seien vielfältig, so Busch. Vor allem Patientendaten zu sammeln, werde im Gesundheitssystem immer wichtiger. Allerdings müssten die Geräte preiswert sein, einfach zu bedienen und einfach zu implementieren. Nur dann würden sie von Krankenhäusern und Ärzten auch angenommen.
Intel ist bereits dabei, die entsprechenden Standards zu entwickeln, um den Milliarden-Markt zu erschließen. "Und nebenbei ist es doch eine großartige Sache, die Gesundheitsversorgung zu verbessern", sagt Busch.
(N24.de, Netzeitung)
http://www.n24.de/wirtschaft/multimedia/index.php/n2006031008432400002
cottonwood (10.878) 164x Beste Antwort 272x "Danke"
|