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Flirt-App Lovoo: Weibliche Fake-Profile statt digitaler Liebe?
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25.09.2015, 08:06 Uhr (5060x gelesen)
Dass bei Dating-Webseiten oder Dating-Apps oftmals deutlich mehr Männer als Frauen online sind, ist spätestens seit dem Hack der kanadischen Seitensprung-Plattform „Ashley Madison“ kein Geheimnis mehr. Um mehr Frauen zu simulieren und die männlichen Nutzer zu kostenpflichtigen Interaktionen (Profil besuchen, Nachricht senden…) zu bewegen, soll die Flirt-Plattform Lovoo angeblich Fake-Profile in größerem Umfang genutzt haben.
Das berichtete vor einigen Tagen das Computermagazin c’t: Man habe eine große Datensammlung an kopierten Email-Postfächern zugespielt bekommen – immerhin etwa 50 Gigabyte an Daten. Lovoo hat auf die Vorwürfe in einem Blog-Beitrag reagiert und den „Ursprung“ der Emails „dubios“ genannt: „Die Autoren des Artikels scheinen selbst auch nicht von der Echtheit der Dokumente überzeugt zu sein“, so Lovoo im eigenen Blog. „C’t hat stattdessen lieber aus der Luft gegriffene Anschuldigungen über uns veröffentlicht und damit die wichtigste Aufgabe des Journalismus vergessen: Objektivität und Sorgfaltspflicht“, so Lovoo weiter.
Dass es Fake-Profile gäbe, bestreitet Lovoo nicht – man arbeite im Gegenteil daran, diese zu erkennen und zu löschen: „LOVOO hat eine eigene Anti-Spam Abteilung, die jeden Tag daran arbeitet, dass alle unsere LOVOO-Nutzer die App weiterhin unbeschwert nutzen können und Fakeprofile erkannt und gelöscht werden. Dennoch kommt es auch hier immer wieder zu Problemen mit Fakeprofilen, da unsere Algorithmen nicht jedes Fakeprofil von alleine erkennen können. Solltet ihr uns Fakeprofile über den Support melden, werden diese umgehend gelöscht und evtl. ausgegebene Credits werden zurückerstattet.“
Lovoo ist zunächst einmal kostenlos – in der App selber fallen aber für bestimmt Aktionen „Credits“ an: So kann man nur sehen, wer gerade das eigene Profil besucht oder mit wem man ein „Match“ gemeinsam hat, wenn man dafür zahlt. Entweder in Credits, die sich in der App zum Beispiel durch regelmäßiges Einloggen oder andere Aktionen verdienen lassen, oder durch das Erwerben eines kostenpflichtigen VIP-Zugangs. Lovoo wird jetzt aber vorgeworfen, dass zahlreiche weibliche Fake-Profile die Nutzer animiert haben sollen, die Profile (gegen Credits) anzuklicken: Dazu sollen die angeblichen Fake-Profile die Profile der männlichen Nutzer zum Beispiel positiv bewertet haben. Möchte man dann sehen, wem man gefällt, werden Credits oder ein kostenpflichtiger VIP-Zugang fällig.
c’t hat die Daten jetzt erneut ausgewertet und konnte in den kopierten Emails, die angeblich von der Lovoo Führungsriege stammen sollen, keine Manipulationen (obwohl man das nicht komplett ausschließen möchte) erkennen. In einem neuen Artikel zitiert die c’t jetzt, teilweise mit Screenshots, aus den Emails.
Wurde der dem heise Team zugespielte Programmcode allerdings eingesetzt, war er dem ersten c’t Artikel zufolge sehr intelligent: Laut heise gab es eine Funktion „getPictureCountriesForLocation“, die dafür sorgte, dass die „Promoter“ genannten Fake-Profile Daten aus echten Profilen nutzten – allerdings aus anderen Ländern: So soll das Programm Fotos von Lovoo-Nutzern aus Großbritannien, Spanien, Frankreich oder Brasilien genutzt haben, um die Fake-Profile deutsche Nutzer zu generieren. Im Gegenzug könnte das Bild einer deutschen Nutzerin dann auf einem Fake-Profil in einem anderen Land auftauchen, so heise.
Auf Nachfrage des heise Teams an die Lovoo Pressestelle kam allerdings die Antwort „Nein, Lovoo setzt keine Bots ein, die über Automatismen Nutzeraktivität für uns generieren“. Auch nach Abschluss der Recherche soll ein von den Lovoo Betreibern engagierter Rechtsanwalt mitgeteilt haben, dass der Artikel „falsch sein müsse sowie jeder Grundlage entbehre“. Trotzdem sollen laut c’t plötzlich zahlreiche Profile auf der Flirt-Plattform gelöscht worden sein. c’t bat nach eigenen Angaben Lovoo am 22. September erneut um eine Stellungnahme, die das Unternehmen bislang aber ablehnte.
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