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Die menschlichen Dimensionen sind tatsächlich bescheiden im Vergleich zur gigantischen Speicherkapazität moderner Computer. Tom Landauer, Professor für kognitive Wissenschaft an der Universität von Colorado, hat vor einigen Jahren versucht, die Größe unseres Langzeitgedächtnisses in Bits auszudrücken.
Indem er verschiedene Meßwerte für die sensorische Aufnahme und Verarbeitung, den Lernfortschritt und die Behaltensrate bei Versuchspersonen experimentell bestimmte, schätzte Landauer, daß alle Informationseinheiten, die ein Mensch während eines 60jährigen Lebens dauerhaft "abspeichert", etwa 150 bis 225 MB an maschinellem Speicherplatz benötigen würden -- eine Menge, die auf einer handelsüblichen Festplatte gleich mehrmals Platz findet.
Die Versuchung liegt nahe, für den Gedächtnisinhalt aller heute lebenden sechs Milliarden Menschen einen Zahlenwert anzugeben: Mit etwa 1.350 Petabytes findet der Weltgeist der neunziger Jahre mühelos auf einem Bruchteil der Jahresproduktion elektronischer Speichermedien Platz.
Allerdings warnt Landauer davor, den Informationsbetrag des individuellen Langzeitgedächtnisses mit der Gesamtkapazität des menschlichen Gedächtnisses zu verwechseln. Die Überlegenheit unseres Hirns, das seine Daten analog speichert und in ständigem Fluß neu kombiniert und strukturiert, beruht auf einem sinnvollen Umgang mit dem Gegebenen. Und was man schwarz auf weiß oder auf CD-ROM besitzt, das muß man nicht unbedingt behalten können. Nach der Erfindung der Schrift ist es dem Menschen jedoch mit der Digitalisierung seiner Wissensbestände ein weiteres Mal gelungen, seine Beschränkungen in Raum und Zeit zu überwinden.